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Wer bin ich?

 

Auszug aus meinem Tagebuch vom 30. August 2009 während meiner halbjährigen Reise durch Ghana:

>> Meine Mutter hat mir heute den Rat gegeben, nachdem sie nochmal mit Juni über mein Horoskop gesprochen hat, ich solle doch in der Zeit des „Alleinseins“ mehr über mich selbst herausfinden – mich selbst finden! Es wird höchste Zeit, mich einmal selbst einer gründlichen Analyse zu unterziehen, um herauszufinden, wer ich eigentlich bin, was ich will und vor allem was ich vom Leben erwarte!!

Jetzt habe ich ganz genau 8 Wochen dafür Zeit (bis Harre eben kommt) mir darüber im Klaren zu werden, wer Alexandra Möck wirklich ist, wer sie werden will und was sie hier auf dieser Erde zu tun hat…

Ein Baum steht immer fest verwurzelt, mitten im Leben. Wie steht’s mit mir – wo stehe ich bzw. wo möchte ich stehen?

Ein Baum benötigt genügend Licht und Wasser, um aus dem nähstoffreichen Boden empor zu wachsen. Wie steht’s mit mir – was benötige ich, um nicht einzugehen, um größer und stärker zu werden und vor allem um am Leben zu bleiben?

Verglichen mit einem Baum, bin ich ein Blatt, das momentan hin und her geweht wird: Ich sehe meine Mutter als festen Baum, der tief verwurzelt, mitten im Leben steh und weiß, was sie will und auch vor allem kann. Dieser Baum, an dem ich mich als Blatt entiwckelt habe, ist alles für mich – er stellt für mich das unweigerliche Überleben dar. Allerdings bin ich gerade im Begriff dazu, meinen festen Platz zu Hause zu verlassen und davon zu fliegen – nur weiß ich noch nicht in welche Richtung, mit welchen Mitteln und überhaupt: WOZU??

Die Reise hier her, nach Ghana, ist für mich keine neue Möglichkeit, den Kontinent Afrika, die Schönheit dieses Kontinents, wieder zu entdecken. Vielmehr sollte ich mir hier, fern ab von der westlichen Zivilisation, am Rande von Armut und niedrigem Lebensstandard, darüber bewusst werden, wo ich im Leben stehe.

Ich versuche ab jetzt also nicht mehr, hier die Liebe zu Afrika neu zu entdecken, sondern nur noch, mich selbst zu finden und auf diese Weise etwas aus meinem Leben zu machen! <<

Ich liebe es…/ Ich hasse es…

  • Alleine zu sein, um nachdenken und auftanken zu können.
  • Ein gutes Buch zu lesen und meine Reise quer durch’s Land zu planen.
  • Einfach nur am Strand zu istzen, auf’s Meer hinaus zu schauen und die Wellen zu hören: Ein unbeschreibliches Gefühl der Freiheit!
  • Herzlich Willkommen zu sein.
  • Netten Menschen zu begegnen.
  • Auf einem Schiff zu sitzen, gutes Essen zu bekommen und den ganzen Tag nichts zu tun!
  • Sich anzuschweigen.
  • Krank zu sein.
  • Wenn man sich über mich in einer Tour lustig macht.
  • Wenn ich mich nicht gut fühle.
  • Nicht zu wissen, was ich will.
  • Arroganten Leuten zu begegnen.
  • Immer bzw. zu lange Menschen um mich zu haben und deshalb nicht alleine sein zu können.

Ein weiterer Auszug vom 31. August 2009:

>> Schon komisch – bisher habe ich immer versucht, die Menschen um mich herum zu analysieren und festzustellen, wie sie „ticken“ und warum sie manche Dinge ander smachen als ich. Aber nie ist mir in den Sinn gekommen, mein eigenes Handeln in den Fokus zu stellen… <<

Und weiter geht es mit zwei Auszügen vom 3. und 4. September 2009:

>> Manchmal denke ich, ich habe mehrere Gesichter und irgendwie passen aber alle zu mir. Und dann denke ich wieder, mann, wer bist DU eigentlich, Du bist immer anders, wenn du mit jemandem anderen zusammen bist!<<                                                       >> Ich glaube, ich bin jemand, der überhaupt nicht damit klar kommt, die ganze Zeit im Mittelpunkt zu stehen. Zwar genieße ich es eine Zeit lang, möchte es auch, allerdings möchte ich mich dann nach einer geiwssen Zeit einfach wieder zurück ziehen, weil ich die Zeit für mich selbst auch brauche. Ich glaube, die Zeit hier in Ghana wird mich ganz schön weiter bringen. Ich merke jetzt schon, wieviel ich dazugelernt habe – sei es in Bezug auf fremde Menschen als auch im Umgang mit mir selbst! Ich denke, und das hat Juni ja auch gesagt, dass mich die Zeit hier stärken wird und dass ich sehr viel für’s Leben lernen werde, was wahrscheinlich ganz oft unbewusst stattfindet. Ich kann mich noch daran erinnern, wie ein Bekannter einmal gesagt hat: „Ich kann’s nicht brauchen, wenn manche Leute meinen, sie müssen Hobby-Psychologe spielen und wollen mich analysieren.“ Damals dachte ich noch, mein Gott, lass sie doch, mach ich auch und macht Spaß… Heute würde ich sagen: „Recht hast du!“ Ich meine, jeder sollte sich vordergründig mit sich selbst beschäftigen und sich auf das bestmögliche analysieren und nicht bei seinen Mitmenschen damit anfangen! Wahrscheinlich haftet man ansonsten zu sehr in einer ganz fremden Welt und verpasst seine eigene Individualität! Wenn ich mir überlege, dass ich vor genau einem Jahr noch mitten im Examen stand … HORROR! Damals wusste ich noch nicht, dass ich ein Jahr später in Ghana sein werde und nicht in den Sommerferien zwischen dem Referendariat. Wenn ich das gewusst hätte! Allerdings glaube ich, dass es so jetzt viel besser ist. So lerne ich viel mehr dazu und werde erwachsene. Jedoch musste ich in letzter Zeit auch viel darüber nachdenken ob ich wirklich so viel erwachsener werden möchte, wie ich immer gedacht habe … ielleicht ist es ja gar nicht so schlecht, immer noch das Kind-Sein in sich zu tragen!? Naja, jedenfalls werde ich um einige Erfahrungen reicher sein und viel für mein zukünftiges Lernen dazu lernen! <<